Pharmazeutische Dienstleistungen: Das solltest du wissen, wenn du pDL in deiner Apotheke anbieten willst.
- Heike Ellenberger
- 16. Apr.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Apr.
Ein komplexes Thema - der Einstieg fällt den meisten Apothekern schwer. Wo soll man da anfangen?

In diesem Beitrag bekommst du die wichtigsten Infos – übersichtlich und praxisnah, damit du sofort loslegen kannst.
Der schwierigste Schritt? Der Anfang. Aber den machen wir jetzt gemeinsam einfacher.
Inhaltsverzeichnis: pharmazeutische Dienstleistungen in 6 Schritten erklärt
Schritt 1: Was sind pDL - welche gibt es
Schritt 2: Welche pharmazeutischen Dienstleistungen lohnen sich finanziell
Schritt 3: PTA oder Approbierte: Wer darf welche pDL durchführen
Schritt 4: Diese 2 pharmazeutischen Dienstleistungen kannst du sofort anbieten
Schritt 5: Das brauchst du, wenn du pDL anbietest.
Schritt 6: 1 Tool, das dir die Polymedikationsanalyse wirklich erleichtert
Außerdem:
Warum pDL nicht ins Laufen kommen – 2 Hauptgründe
So holst du dein Team ins Boot
Der einfachste Einstieg in pharmazeutische Dienstleistungen
Mein Fazit mit Rückenwind-Angebot
Schritt 1: Was sind pDL - welche gibt es?
Deine Lebensversicherung! Ja, das ist sehr pathetisch – aber wahr. Jetzt wird es etwas trocken, diese pharmazeutischen Dienstleistungen kannst du anbieten:
Blutdruckmessen

Anspruch haben
Versicherte, bei denen (nach eigener Angabe) Bluthochdruck diagnostiziert wurde,
und die seit mindestens zwei Wochen ein Antihypertensivum einnehmen.
Dokumentation
Vereinbarung mit der Apotheke
Informationsbogen Blutdruck
Ablauf
der Kunde soll 5 Minuten in Ruhe sitzen
dann 3 x messen – mit je 1 Minute Pause dazwischen
der Mittelwert aus der 2. und 3. Messung entscheidet: weiter selbst kontrollieren oder Arzt aufsuchen
Inhalationstechnik-Einweisungen
Hurra – endlich gibts Geld für das, was ihr schon immer macht! Ziel: Inhalationsgerät richtig anwenden, Fehler erkennen und vermeiden.

Anspruch haben
Kunden, bei denen (nach eigener Angabe)
in den letzten 12 Monaten keine Einweisung erfolgt ist – egal wo
keine Teilnahme DMP Asthma/COPD besteht
bei Neuverordnung und jedem Device-Wechsel
ab 6 Jahren
Dokumentation: Vereinbarung mit der Apotheke
Ablauf
du zeigst die Anwendung – der Kunde übt selbst
Fehler werden besprochen und korrigiert
betrifft: Gerät, Vorbereitung, Inhalation, Abschluss
Polymedikationsanalyse
Hier die Kurzfassung der ABDA-Infos. Es gibt auch Lösungen, die Zeit sparen – und trotzdem pharmazeutisch verantwortungsvoll bleiben.

Anspruch haben
Versicherte mit
mind. 5 gleichzeitig verordneten Arzneimitteln/Inhalativa
mit einer Einnahme über mind. 28 Tage
Aufenthalt in Pflegeheim, Kurzzeitpflege & Co.
Dokumentation
Vereinbarung mit der Apotheke
Entbindung der Schweigepflicht
Ablauf
Medikationsplan geben lassen
Gesamtmedikation inkl. Selbstmedikation erfassen
wichtige Fragen klären – die kennst du selbst
pharmazeutisch prüfen: Doppelmedikation, Wechselwirkungen, Dosierung etc.
eventuell Optmimierungen finden & mit dem Kunden besprechen
Mediplan aktualisieren
bei Einverständnis: Infos an den Arzt weitergeben

Orale Antitumortherapie + Organtransplantation: Polymedikationberatung ist auch hier möglich.
Vollständige Infos hier: https://www.abda.de/pharmazeutische-dienstleistungen/
Schritt 2: Welche pharmazeutischen Dienstleistungen lohnen sich finanziell?
✅ Polymedikationsanalyse
Hier spielt die Musik: 90 € ohne Wareneinsatz! Wenn du sonst für 90 € verkaufst, hast du meist für 75 € eingekauft.
Mit IXOS PLD von Pharmatechnik, Lauer Fischer und Aposoft kannst du ermitteln, wie viele Kunden für die Polymedikationsanalyse infrage kommen. Das Potenzial ist riesig! Bei ADG und anderen ist mir nicht bekannt, dass das geht.
Jetzt denkst du vielleicht: Wie sollen wir das denn auch noch hinbekommen? Hört sich ja gut an – aber der Aufwand ist viel zu groß. Ja, das stimmt: 90€ bekommst du nicht geschenkt.
Aber mit einer guten Arbeitsorganisation und klaren Abläufen – von der Kundenansprache über die Analyse bis zur Info an Arzt und Kunde – ist das absolut machbar!
Hier ein paar Kundenbeispiele mit Umsatzzahlen:
Apothekenumsatz | Kundenanzahl im Jahr | x 90 € = Umsatzpotenzial |
3,6 Mio. | 1222 | 109.980 € |
2,3 Mio. | 1383 | 124.470 € |
5,3 Mio. | 1932 | 173.880 € |
6,0 Mio. | 2051 | 184.500 € |
4,1 Mio. | 1652 | 148.680 € |
2,3 Mio. | 1416 | 127.440 € |
Du siehst: Die Apothekengröße sagt nichts darüber aus, wie viele Medikationsanalysen machbar sind.
✅ Inhalationstechnik-Einweisung
Schon immer habt ihr gezeigt, wie richtig inhaliert wird. Lass es dir mit 20€ endlich honorieren!
🚫 Blutdruckmessen
Klingt erstmal nett: 11,20 € brutto. Zieh Betriebskosten und Steuern ab: bleiben 2,50 € übrig.
Dafür mind. 10 Minuten Zeitaufwand und Doku - lohnt sich nicht! Meine Kunden lösen das pragmatisch: Wer fragt, bekommt die Messung. Und dann wird auch abgerechnet!
🚫 Krebspatienten und Organtransplantierte
nehmen zig Medikamente ein - Aufwand und Honorar? Stehen in keinem Verhältnis. Aber wenn dir ein Kunde ganz besonders am Herzen liegt, guckst du nicht auf die Uhr.
Schritt 3: PTA oder Approbierte: Wer darf welche pDL durchführen?
Einen Apotheker habe ich beraten, der sagte: „Meine PTA Mary ist so fit – sie macht auch Polymedikationsanalysen. Ich schau drüber und unterschreibe.“ Interessant, oder?
In einem Teamtreffen fragte eine PKA: „Wie kann ich denn unterstützen?“ Ja – vieles ist möglich.
Schritt 4: Diese 2 pharmazeutischen Dienstleistungen kannst du sofort in deiner Apotheke anbieten
Hierfür brauchst du keine besondere Software – und kein Tamtam.
✅ Inhalationstechnik-Einweisung
Machst du sowieso – jetzt gibt’s 20 € dafür.
✅ Blutdruckmessen
Gerät steht bereit. Formulare drucken, Ruhezeit einplanen - fertig. Am besten: nur auf Nachfrage – und dann abrechnen.
Viele tun sich mit der Ansprache und den Unterschriften schwer. Plane dafür ein Teamtreffen ein und findet gemeinsam passende Worte. Dann läuft’s.
Schritt 5: Das brauchst du, wenn du pDL anbietest
Jetzt geht es um die Polymedikationsanalyse – und ich frage mich jedes Mal: Reicht das Pharmaziestudium etwa nicht aus?
Erforderlich ist dieses Zertifikat: „Medikationsanalyse als Prozess nach BAK-Curriculum“ oder „Curriculum Medikationsanalyse, Medikationsmanagement als Prozess“. Sperrig und Pflicht: Es ist wie es ist.
Anbieter-Beispiele:
Deutscher Apotheker Verlag https://akademie.dav-medien.de/medikationsanalyse/
Apothekerkammer Niedersachsen Suchbegriff: Athina Ansprechpartnerin: Wera Holthaus https://www.apothekerkammer-niedersachsen.de/veranstaltungen.php
Apothekerkammer Westfalen-Lippe Ansprechpartnerin: Meike Vogelpohl https://www.akwl.de/inhalt.php?lid=1589
Ich habe beide Kammern kontaktiert – die Ansprechpartnerinnen waren freundlich, offen und lösungsorientiert.
Mein Tipp: Ruf einfach an. Einige Kammern nehmen auch Apotheker aus anderen Regionen auf.
Schritt 6: Ein Tool, das dir die Durchführung der Medikationsanalyse erleichtert
Ganz klar: Medichek von pharma4you
Diese WAWI-Systeme sind bereits angebunden:
Pharmatechnik
ADG
Awinta (Prokas)
In Arbeit:
Lauer Fischer
WinApo
Auch ohne Schnittstelle ist die Medikationsanalyse vereinfacht möglich – dank KI und Ampelsystem. Ergebnis: schnelle Analyse, weniger Aufwand, mehr Zeit.
Warum pDL nicht ins Laufen kommen – zwei Hauptgründe
Apotheken arbeiten reaktiv.
Kein Mensch schlendert zum Shoppen durch Apotheken – die meisten kommen mit einem konkreten Anliegen. Und ihr helft.
Bei pharmazeutischen Dienstleistungen dreht sich das Ganze um 180 Grad. Jetzt heißt es: Kunden aktiv ansprechen.
Es gibt zwei Hauptgründe, warum pDL nicht richtig in Gang kommen:
Die Hemmung, Kunden aktiv anzusprechen.
Was viele denken: Der Kunde hat keine Zeit. Ich hab keine Zeit. Jetzt soll ich unseren Kunden auch noch was andrehen.
Diese Haltung bringt vieles ins Stocken – man kommt gar nicht erst ins Tun. Es ist wie beim Zusatzverkauf: Klingt einfach, ist es aber nicht.
Klar, es gibt noch andere Gründe. Aber hier liegen zwei entscheidende Knackpunkte. Und genau deshalb laufen pDL oft so schleppend – oder gar nicht.
So holst du dein Team ins Boot
Du hast gute Ideen, aber dein Team tut sich schwer und zieht nicht mit? Damit bist du nicht allein – das kennt wirklich jede Apotheke, in allen Facetten!
Viele Mitarbeiter wissen gar nicht, wie ernst die Lage wirklich ist. Kaum jemand liest Apotheke Adhoc oder kennt Zahlen und Fakten.
In meiner Beratung entwickle ich mit Apothekern eine klare, ehrliche Ansprache – damit ihre Teams verstehen: pDL sind kein Schnickschnack, sondern absolut notwendig.
Die beste Lösung liegt auf der Hand: Binde dein Team mit ein!
Meine erprobte Methode:
Beraume ein Teamtreffen ein – mit Anwesenheitspflicht. Nicht zwischen Tür und Angel: Nehmt euch zwei Stunden Zeit. Dieses Thema verdient Raum.
Sag deinem Team ganz klar, warum dir pDL wichtig sind. Mit allem Zipp und Zapp: wirtschaftlich notwendig, Kundenbindung, Arbeitsplätze sichern. Berichte vom Apothekensterben – sachlich, ohne Angst zu schüren.
Lass dein Team zu Wort kommen. Frage offen: Was genau macht euch Sorgen beim Thema pDL? Wo ist das Problem?Hör wirklich hin: nicht kommentieren, nicht rechtfertigen – einfach nur zuhören. Damit erfährst du am meisten.
Schreib alles mit – kommentarlos. Nimm ein Flipchart oder die Rückseiten von Aktionsplakaten – Hauptsache sichtbar und nachvollziehbar.
Wenn alles gesagt ist: neues Blatt, neue Frage. Was sind Lösungsmöglichkeiten? Notier auch hier alles – halte dich mit eigenen Ideen ganz bewusst zurück. Auch wenn es schwerfällt.
Verantwortung klären. Schnapp dir die machbaren Lösungen und frag: Wie können wir es konkret umsetzen? Wer möchte was übernehmen? Ergänze deine Notizen.
So entsteht ein Umsetzungsplan, der wirklich funktioniert.
Der einfachste Einstieg in pharmazeutische Dienstleistungen
Startet mit dem, was ihr seit vielen Jahren macht: Zeigt euren Kunden, wie man richtig inhaliert! Ohne Tamtam und Pulmoboxen, keine extra Teamschulungen – alles wie immer!
Kunden inhalieren durch die Nase, halten Dosieraerosole an den Hals, durch den Pullover an die Brust, sprühen in die Luft und benutzen den Staubsauger – damit es Klick macht. Genau das möchten Krankenkassen verhindern. Und damit Kosten sparen, klar.
Aus meinen Beratungen weiß ich, dass Inhalationstechnik-Einweisungen Mitarbeiter aufwühlen. Plötzlich soll man alles hochwissenschaftlich erklären. Nein, wirklich alles wie immer!
Ein Tipp aus meinem Netzwerk
Karlo Heider (Marien-Apotheke Göttingen) hat Abreißblöcke im Rezeptformat entwickelt – ideal zur Doku.
Der Clou: Nach dem Einlesen der Gesundheitskarte kannst du die Doku einfach wie ein Rezept bedrucken – inklusive Platz für die nötigen Unterschriften.
Ich habe mit Karlo Heider gesprochen – er bietet diesen Block zum Selbstkostenpreis an. Apotheken dürfen direkt per E-Mail bei ihm bestellen: k.heider@marienapotheke.de
Karlo Heider bittet um diese Angaben:
Anzahl der Blöcke (aktuell 5 € pro Block)
gewünschte Version (Inhalationstechnik und/oder Blutdruckmessen)
deine Rechnungsanschrift
Mein Fazit mit Rückenwind-Angebot
Fang an – auch wenn’s noch nicht perfekt ist. Und vor allem: Binde dein Team unbedingt mit ein!
pDL lohnen sich wirtschaftlich – wenn du’s richtig anpackst. Für die Kunden sowieso.
Was du brauchst: Struktur. Klare Abläufe. Und ein Team, das mitzieht.
Ohne sie geht gar nichts – mit ihnen geht`s durch die Decke. Ich sehe es ständig in meinen Beratungen: Sobald der Knoten platzt, läuft’s – und macht allen richtig Spaß.
Ich bin überzeugt: Mit einem guten Plan schafft das jede Apotheke.

Du willst oder musst pDL jetzt mit Wumms umsetzen?
Dann hol dir und deinem Team meinen Rückenwind.
Das Beste zum Schluss: Meine Beratung wird gefördert.
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